Jahrelange Forschung für mehr Veträglichkeit
Der Weg zu den ersten offiziell allergiefreundlichen Apfelsorten in Europa war lang. Ausgangspunkt waren verschiedene bereits gezüchtete Äpfel, die zunächst nach Optik, Geschmack und Ertrag bewertet wurden, unabhängig von ihrer Allergenität. Erst im nächsten Schritt prüften Forschende der TU München den Gehalt an allergieauslösenden Proteinen. Die Sorten mit besonders niedrigen Werten wurden anschließend an der Charité in Berlin klinisch getestet. 30 Menschen mit diagnostizierter Apfelallergie nahmen daran teil. Drei Jahre dauerte die Untersuchung, weil Umweltfaktoren wie Wachstumsbedingungen, Reifezeitpunkt oder Lagerung den Allergengehalt beeinflussen können.
Zwei Sorten bestehen den Praxistest
Nach Abschluss der Studie blieben zwei Züchtungen übrig: ZIN 168 und ZIN 186. Keine der Testpersonen zeigte während der gesamten Studiendauer allergische Reaktionen auf diese Äpfel. Damit tragen die beiden Sorten nun als erste europaweit das Qualitätssiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung.

Marktstart im Herbst 2025
Seit dem Ende der Studie im Jahr 2022 wachsen die Bäume in Plantagen heran. Im Herbst 2025 soll die erste Ernte in den Handel kommen, dann mit einprägsameren Sortennamen. Geplant ist eine frühe und eine späte Variante, beide mit süßem Aroma und knackigem Fruchtfleisch. Allerdings wird die verfügbare Menge anfangs begrenzt sein.
Keine Absolute Garantie
Das ECARF-Siegel signalisiert eine hohe Verträglichkeit, ist aber kein vollständiger Schutz vor allergischen Reaktionen. Einzelne Betroffene könnten weiterhin Symptome entwickeln. Dennoch zeigen die neuen Züchtungen bessere Werte als bisher bekannte „verträglichere“ Äpfel wie die Sorte Santana, die allerdings kein offizielles Siegel trägt.

Potenzial geht über den
Apfel hinaus
Interessant ist ein weiterer Effekt, den die Charité in einer ergänzenden Studie beobachtete: Wer regelmäßig allergenarme Äpfel verzehrt, konnte mit der Zeit auch andere Sorten besser vertragen. Zudem berichteten Teilnehmende von einer Abnahme ihrer Heuschnupfensymptome. Das liegt daran, dass viele Apfelallergien Kreuzreaktionen auf Birkenpollen sind. Da bestimmte Eiweißstrukturen in Pollen und Apfel sehr ähnlich sind, reagiert das Immunsystem gleichermaßen auf beides. Etwa die Hälfte aller Birkenpollenallergiker entwickelten deshalb zusätzlich Probleme beim Apfelessen. Die neuen Sorten könnten hier also nicht nur die Ernährung erleichtern, sondern langfristig auch zu einer Desensibilisierung beitragen.